
Steffen Ehlers
Geschäftsführer
Veröffentlicht am
27. Februar 2021

In meiner Freizeit spiele ich gerne in einer Jazz-Band Klavier, aber die Band-Kollegen haben längst nicht immer Zeit. Also muss ich, um überhaupt etwas am Ball zu bleiben, alleine spielen. Nun bin ich kein guter Pianist, mein Spaß an der Sache übersteigt meine Fähigkeiten erheblich. In der Band ist das nicht schlimm, da bin ich immer nur für einen kleinen Baustein zuständig. Alleine ist das anders. Keiner kaschiert, keiner unterstützt, ich muss alles selber machen: Melodie, Rhythmus, Harmonie. Und das mit meinen beschränkten Mitteln. Da hilft die Idee des Minimum Viable Pianos: Spiele alle Elemente, aber von jedem nur ein wenig. So, dass du mit Deinen Fähigkeiten auskommst und dich nicht überforderst. Jedes Element alleine wird dann zwar nicht so gut sein, als wenn du dich voll aus dieses konzentrierst. Aber dafür ist das Gesamtergebnis schlüssig – es ist alles da, was die Musik ausmacht. Und du bist nicht überfordert, was man dem Ergebnis anhört.
Und so ist es auch mit dem Minimum Viable Product einer Softwarelösung. Es geht um die Kunst des Weglassens, aber nicht des Auslassens. Das macht einen großen Unterschied. Ein gutes MVP hat von allem etwas – es bespielt die ganze Klaviatur: Es hat eine nutzenbringende Funktionalität – aber längst nicht alles, was man sich vorstellen könnte. Es ist stabil genug, um es produktiv nutzen zu können, aber vielleicht noch nicht hoch skalierbar. Es ist gut benutzbar, aber eher durch simplen Entwurf als megakomplexe UI-Elemente. Und es sieht ansprechend aus durch gutes Grunddesign, aber ohne all die Verzierungen, die man vielleicht mal haben möchte.

Gutes und ungeschicktes MVP
In der Praxis erleben wir immer wieder, dass Produktverantwortliche gerne die ein oder andere Disziplin davon auslassen würden, um die Investitionen in einen anderen Bereich zu stecken. Aber das kann nicht funktionieren. Denken wir über die Kategorien und ihre Einteilung in notwendige und hinreichende Kriterien ein, stellt man schnell fest: Es gibt kein hinreichendes Einzelkriterium für den Erfolg einer Softwarelösung, sie sind alle notwendig, sie müssen alle erfüllt sein. Fehlt es an einer sinnvollen Funktionalität, ergibt es keinen Sinn, die Software zu benutzen. Ist sie auf störende Weise unzuverlässig, sucht der Nutzer andere Möglichkeiten zur Lösung seiner Aufgabe. Genauso, wenn sie schwer benutzbar ist. Und ist sie gestalterisch unattraktiv, kehrt der Anwender ungern zurück.
Und so müssen wir immer alle Kategorien bespielen – wie in der Musik. Im Rahmen unserer Möglichkeiten, aber mindestens so gut, dass das Ergebnis lebensfähig ist. Denn das bedeutet MVP: das kleinste lebensfähige Produkt
Mehr zu dem V in MVP hier: Viable oder Valuable – das V in MVP
Dieser Beitrag ist eine ganz leichte Überarbeitung eines gleichnamigen Beitrags von 28.2.2021.

Hier schreibt
Steffen Ehlers
Steffen ist Gründer und Geschäftsführer von pep.digital. Ihn faszinieren an der modernen Softwareentwicklung vor allem die Chancen, die sich Unternehmen durch digitale Produkte und Services eröffnen. Sein Interesse gilt dabei vor allem der Fragestellung, wie Kunden auf der organisatorischen und fachlichen Seite diese Chancen möglichst effizient und risikoarm nutzen können.
Quellen
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