Vibe Coding: Der neue Trend in der Softwareentwicklung
Hast Du schon von Vibe Coding gehört? Dieser neue Ansatz in der Softwareentwicklung sorgt gerade für Furore. Statt selbst Code zu schreiben, beschreibst Du einfach Deine Ideen in natürlicher Sprache, und eine KI erledigt den Rest. Klingt spannend? Lass uns herausfinden, was dahintersteckt und ob Vibe Coding auch für Dich das Richtige ist!

Klemens Morbe
Softwareentwickler
Veröffentlicht am
28. Juli 2025

Inhalt
Was ist Vibe Coding?
Vibe Coding ist ein neuer Ansatz, bei dem Du nicht mehr selbst Code schreibst – zumindest nicht im klassischen Sinne. Stattdessen beschreibst Du einfach, was Du erreichen möchtest, und eine KI generiert den passenden Code für Dich. Klingt nach Magie? Fast! Der Begriff Vibe beschreibt dabei die intuitive, fast spielerische Art, wie Du mit der KI interagierst. Es geht weniger darum, jede Codezeile zu kontrollieren, sondern vielmehr darum, sich auf den "Flow" einzulassen und der KI zu vertrauen.
Andrej Karpathy, einer der führenden Köpfe in der KI-Welt, hat den Begriff geprägt. Er beschreibt Vibe Coding als ein "Sich-den-Vibes-Hingeben", bei dem die Zusammenarbeit mit der KI im Vordergrund steht. Du gibst Anweisungen, überprüfst Ergebnisse und passt sie an – ohne Dich mit Syntax oder technischen Details aufzuhalten.
Warum wird Vibe Coding so gefeiert?
1. Demokratisierung der Softwareentwicklung
Vibe Coding macht das Programmieren zugänglicher als je zuvor. Du musst kein erfahrener Entwickler sein, um Deine Ideen in funktionierende Software zu verwandeln. Ob Hobbyentwickler, Designer oder Fachexperte – mit Vibe Coding kannst Du direkt loslegen.
2. Schnelligkeit und Effizienz
Stell Dir vor, Du könntest in wenigen Minuten einen Prototypen erstellen, für den Du früher Wochen gebraucht hättest. Genau das ermöglicht Vibe Coding. Besonders für Startups und kleine Teams ist das ein Gamechanger.
3. Kreativität statt Syntax
Anstatt Dich mit technischen Details herumzuschlagen, kannst Du Dich voll auf Deine Ideen konzentrieren. Die KI übernimmt die mühselige Arbeit und gibt Dir Raum für kreative Lösungen.
4. Kostenreduktion
Wer braucht schon ein großes Entwicklerteam, wenn eine KI viele Aufgaben übernehmen kann? Gerade für kleinere Unternehmen ist das ein enormer Vorteil.
Wo liegen die Grenzen?
So spannend und vielversprechend Vibe Coding auch ist, es gibt klare Grenzen, die Du kennen solltest, bevor Du Dich voll darauf einlässt. Denn so intuitiv und effizient der Ansatz auch sein mag, er ist nicht für alle Szenarien geeignet. Hier sind einige Bereiche, in denen Vorsicht geboten ist:
1. Kritische Anwendungen
Wenn es um sicherheits- oder geschäftskritische Software geht – etwa in der Medizin, Luftfahrt oder Finanzbranche – solltest Du besser auf traditionelle Entwicklungsansätze setzen. In solchen Bereichen ist absolute Zuverlässigkeit gefragt, und jede Codezeile muss sorgfältig geprüft und nachvollziehbar sein. KI-generierter Code kann zwar funktionieren, aber er birgt das Risiko von Fehlern oder unerwartetem Verhalten, das in diesen Szenarien fatale Folgen haben könnte.
2. Komplexe Projekte mit großen Teams
Große Projekte mit vielen Beteiligten und komplexen Architekturen erfordern klare Strukturen, eine durchdachte Planung und präzise Kommunikation zwischen den Teammitgliedern. Vibe Coding ist eher ein kreativer und experimenteller Ansatz, der sich für solche Szenarien weniger eignet. Die fehlende Struktur und Dokumentation von KI-generiertem Code kann schnell zu Chaos führen, wenn mehrere Entwickler daran arbeiten oder das Projekt langfristig skaliert werden soll.
3. Performance-Optimierung
Hochleistungsanwendungen wie Echtzeit-Systeme oder ressourcenintensive Software (z.B. Spiele-Engines oder Finanzalgorithmen) verlangen oft eine Optimierung auf niedrigster Ebene. Hier stößt die generische Natur von KI-generiertem Code an ihre Grenzen. Die KI erstellt Code, der „gut genug“ funktioniert, aber selten optimal ist. Für maximale Effizienz und Performance bleibt die manuelle Feinabstimmung durch erfahrene Entwickler unverzichtbar.
4. Codequalität und Wartbarkeit
Ein oft übersehener Aspekt ist die langfristige Qualität und Wartbarkeit des Codes. KI-generierter Code kann zwar schnell Ergebnisse liefern, aber ob er gut strukturiert, verständlich und wartbar ist, steht auf einem anderen Blatt. Gerade bei größeren Projekten kann schlechter oder unverständlicher Code später zu erheblichen Problemen führen – sei es bei der Fehlerbehebung, Erweiterung oder Übergabe an andere Entwickler.
5. Abhängigkeit von der KI
Ein weiterer Punkt ist die Abhängigkeit von der KI selbst: Was passiert, wenn die verwendete KI-Plattform plötzlich nicht mehr verfügbar ist oder sich die Lizenzbedingungen ändern? Auch ethische Fragen rund um Datenschutz und Urheberrechte bei KI-generiertem Code sollten nicht außer Acht gelassen werden.
Wer nutzt Vibe Coding?
Die Zielgruppe für Vibe Coding ist überraschend vielfältig:
- Anfänger: Wenn Du noch nie programmiert hast, kannst Du mit Vibe Coding direkt loslegen.
- Startups: Schnelle Prototypenentwicklung ohne hohe Kosten? Perfekt für kleine Teams!
- Erfahrene Entwickler: Auch Profis nutzen Vibe Coding – z.B., um schnell Ideen zu testen oder interne Tools zu bauen.
- Kreative Köpfe: Designer, Künstler oder Produktmanager können ihre Visionen direkt umsetzen, ohne auf Entwickler angewiesen zu sein.
Ab wann bist Du ein Vibe Coder?
Ein echter Vibe Coder lässt sich auf die Zusammenarbeit mit der KI ein und vertraut darauf, dass sie gute Ergebnisse liefert – ohne jede Zeile selbst zu verstehen. Das bedeutet aber nicht, dass Du komplett blind agierst: Testen und Verstehen bleiben wichtig! Wenn Du jedoch den Großteil Deiner Arbeit durch die KI erledigen lässt und nur noch Anweisungen gibst sowie Ergebnisse überprüfst, dann bist Du definitiv ein Vibe Coder.
Simon Willison (ein renommierter Softwareentwickler) bringt es auf den Punkt: "Wenn eine KI jede Zeile Deines Codes geschrieben hat und Du alles getestet sowie verstanden hast – dann bist Du kein Vibe Coder." Also wenn Du Dich auf die 'Vibes' verlässt und kreativ mit der KI arbeitest – dann schon.
Ist Vibe Coding sicher?
Egal, ob Du ein klassischer Entwickler oder bereits ein Vibe Coder bist, ein wachsendes Risiko in der heutigen Softwareentwicklung ist die Verbreitung von schadhaften Code-Schnipseln in öffentlichen Code-Repositories. Hacker versuchen gezielt, bösartige oder manipulierte Codezeilen in Open-Source-Projekte einzuschleusen. Das perfide daran: KI-Modelle, die mit öffentlich zugänglichem Code trainiert werden, können solche schadhaften Muster unbewusst übernehmen und in den von ihnen generierten Code einbauen.
Gerade beim Vibe Coding, wo Du Dich auf die Vorschläge der KI verlässt, ist die Gefahr besonders groß, versehentlich unsicheren oder kompromittierten Code in Dein Projekt zu übernehmen. Die KI prüft nicht, ob ein Code-Snippet wirklich sicher ist, sie reproduziert nur, was sie „gelernt“ hat. Dadurch können sich Sicherheitslücken, Backdoors oder andere Schwachstellen einschleichen, die im schlimmsten Fall Dein gesamtes Projekt gefährden.
Ist Vibe Coding etwas für Dich?
Vibe Coding ist mehr als nur ein Trend – es könnte die Art und Weise verändern, wie wir Software entwickeln. Es macht Programmierung zugänglicher, schneller und kreativer. Aber es hat auch seine Grenzen: Für sicherheitskritische oder hochkomplexe Anwendungen bleibt klassische Entwicklung unverzichtbar.
Wenn Du Lust hast, neue Wege auszuprobieren und Dich von der KI inspirieren zu lassen, dann probiere es doch einfach mal aus! Vielleicht wirst auch Du bald zum echten Vibe Coder. Und wer weiß? Vielleicht ist das genau der "Vibe", den Deine nächste Idee braucht!

Hier schreibt
Klemens Morbe
Als erfahrener Backend-Entwickler mit Schwerpunkt auf Java und Spring bin ich leidenschaftlich für Clean Code und effiziente Softwarearchitekturen.
Meine Expertise teile ich sehr gerne im Unternehmen sowie in Blogartikeln, die über theoretische Konzepte hinausgehen und realitätsnahe Lösungen für den Entwickleralltag bieten.
Durch meine Beiträge möchte ich nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch den fachlichen Austausch in der Community fördern und zur stetigen Verbesserung der Softwarequalität beitragen.
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