
Steffen Ehlers
Geschäftsführer
Veröffentlicht am
20. Mai 2024

Seit es den Begriff des Minimum Viable Products gibt (den Eric Ries zwar nicht erfunden, aber in seinem legendären Buch „The Lean Startup“ aus dem Jahr 2011 allgemein bekannt gemacht hat) gibt es auch die Interpretation als Minimum Valuable Product. Bisher hielt ich dies – ohne ernsthaft darüber nachzudenken – nur für eine Ungenauigkeit ohne große Folgen. Bis ich letztlich in Gesprächen merkte, welch fundamentalen Unterschied diese Interpretation macht. Es geht um den Unterschied zwischen Viable = existenzfähig, überlebensfähig und Valuable = wertvoll, nützlich.
Wir sprechen mit unseren Kunden viel darüber, dass man sich bei der Markteinführung von Softwareprodukten so schnell wie möglich raustrauen sollte, um dann vom Markt zu lernen. Und dieses Produkt, mit dem man sich raustrauen kann, ist das Minimum Viable Product – das kleinste, überlebensfähige Produkt.
Nun ist völlig unstrittig, dass ein Produkt, dass man im Markt einführen möchten, nützlich sein muss. Es muss die Aufgabe, für die ein Anwender es nutzen möchte oder soll, erfüllen können. Sonst ist es überflüssig. Ein Minimum Valuable Product ist also erstmal eine gute Idee.
Aber reicht der Fokus auf den (funktionalen) Minimal-Wert, um im Markt zu bestehen, also überleben zu können? Längst nicht immer. Nicht jedes Produkt zielt in eine Marktlücke, in der noch niemand sonst ist und in der die Zielgruppe keine Vorerfahrungen hat. Und sowie Wettbewerb existiert und Erwartungshaltungen da sind, müssen diese erfüllt werden, und zumindest an einer Stelle auch übertroffen werden . Das eigene Produkt soll ja einen Grund liefern, sich gegenüber Wettbewerbern durchsetzen. Oder mindestens keinen Grund liefern, sich nicht durchzusetzen.
Je nach Markt und Zielgruppe muss das Produkt also mehr als nur den minimalen Nutzen liefern. Consumer-orientierte Apps müssen innerhalb von Sekunden emotional überzeugen, da spielt Gestaltung eine enorme Rolle. Internet-Systeme, die von Anfang an hohe Benutzerzahlen bekommen, müssen robust und skalierbar sein. Und der Benutzer muss mit dem Produkt klarkommen, die Usability muss passen. So kommen zum Minimum Valuable Product auf jeden Fall weitere Kriterien hinzu, die aus dem nützlichen ein überlebensfähiges Produkt machen. Deshalb sprechen wir vom Minimum Viable Product. Und das kann manchmal ganz schön groß sein.
P.S.: Es ist unklar, wer den Begriff Minimum Viable Product zuerst benutzt hat. Die beiden meist genannten sind Frank Robinson und Steve Blank.

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Steffen Ehlers
Steffen ist Gründer und Geschäftsführer von pep.digital. Ihn faszinieren an der modernen Softwareentwicklung vor allem die Chancen, die sich Unternehmen durch digitale Produkte und Services eröffnen. Sein Interesse gilt dabei vor allem der Fragestellung, wie Kunden auf der organisatorischen und fachlichen Seite diese Chancen möglichst effizient und risikoarm nutzen können.
Quellen
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